Bio Kaffee - Siegel und Zertifizierungen und 7 Dinge die Sie über Bio Kaffee wissen sollten

Bio Kaffee - Siegel und Zertifizierungen und 7 Dinge die Sie über Bio Kaffee wissen sollten

Einleitung

Biologisch angebaute Lebensmittel werden immer stärker nachgefragt. Als Konsument steht man oft vor der Frage "Was ist eigentlich Bio" und vielleicht noch wichtiger: "Ist dieses Produkt WIRKLICH biologisch angebaut?".

Die große Anzahl von Logos, Beschriftungen und Hinweisen machen dem Kunden die Wahl nicht einfacher. Welche der vielen Auszeichnungen sind wirklich "Bio" und welche "verwässern" die Definition von biologischen Lebensmitteln?

Nachdem wir bei Beans auch "Bio Kaffees" anbieten, wollen wir versuchen diese und ähnliche Fragen zu beantworten.

Wir konzentrieren uns im Folgenden vor allem auf die, in Bezug auf Kaffee relevanten Fakten, und auf die, von unseren Kaffeeröstern verwendeten Zertifizierungen.

Ein wichtiger Punkt: weder werten wir oder bevorzugen ein bestimmtes System. 
Die folgenden Informationen sind eine Zusammenfassung von Fakten die Ihnen Sicherheit bei der Auswahl der für SIE wichtigen Kriterien geben soll.

Hier finden Sie alle unsere Bio Kaffees.

Was ist eigentlich "Bio"

Laut Europäischer Kommission ist Biologische Landwirtschaft (und in Folge Bio Lebensmittel):
"…ein landwirtschaftliches System, das Sie, den Konsumenten, mit frischen, geschmackvollen und authentischen Lebensmitteln versorgt, wobei gleichzeitig natürliche Lebenskreisläufe respektiert werden."

Das klingt ja schon sehr gut - was bedeutet das aber in der Praxis?

Typische Praktiken des Bio Landbaus

  • Mehrjährige Fruchtfolgen als Voraussetzung für eine effektive Nutzung von lokal verfügbaren Ressourcen
  • Verbot der Verwendung chemisch synthetischer Pflanzenschutzmittel und synthetischer Düngemittel, sowie äußerst eingeschränkter Gebrauch von Tierantibiotika, Lebensmittelzusatzstoffen und Verarbeitungshilfsstoffen, sowie anderen Zusatzstoffen.
  • Absolutes Verbot für die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen.
  • Nutzung von lokal vorhandenen Ressourcen wie z.B. Stalldünger zum Düngen oder hofeigenes Futter.
  • Auswahl von Pflanzen- und Tierarten, die krankheitsresistent und an lokale Bedingungen angepasst sind.
  • Aufzucht von Nutztieren in Freilauf- und Freilufthaltung, sowie ihre Versorgung mit Biofutter.
  • Artgerechte Tierhaltungspraktiken, die auf die verschiedenen Tierarten abgestimmt sind.

Für uns Kaffee-Enthusiasten ist aber nicht nur der Anbau, sondern auch die Weiterverarbeitung (das Kaffeerösten, Mischen usw…) wichtig.

Prinzipien für die biologische Weiterverarbeitung

  • strenge Beschränkung der Zusatzstoffe und Verarbeitungshilfsmittel
  • strenge Beschränkung chemisch synthetisierter Zusatzstoffe
  • Verbot der Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)

Ein weiterer wichtiger Punkt für Espressogeniesser, die "Bio" bevorzugen (die Rohbohnen kommen ja nicht aus Europa): "…Diese Standards sind auch für Importwaren aus Nicht-EU-Ländern verpflichtend, z. B. für Bananen."

Daher gilt auch für Bio-Kaffee (dessen Bohnen ja nicht aus Europa stammen):

Beim Anbau von Bio-Kaffee stehen Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit im Vordergrund.

Der Kaffeeanbau soll keinen zerstörerischen Eingriff in die Natur darstellen, sondern im Einklang mit den landschaftlichen Gegebenheiten erfolgen. Ziel ist es, den Boden dauerhaft fruchtbar zu halten und die Rohstoffreserven zu schonen. Die Kaffeebauern achten darauf, nur natürlichen und keinen chemischen Dünger zu verwenden. Pestizide werden ebenfalls nicht verwendet.

Die Bio Zertifzierung

Da wir mit einigen kleine Kaffeeröstern wie z.B.: Kaffeefabrik, Goldschmidt, Caliano um nur ein paar zu nennen zusammenarbeiten, durften wir einen Blick in die Praxis werfen.

Wir sind der Meinung, dass wir auch aufzeigen sollten wie aufwändig es ist diesen Zertifizierungsprozess zu durchlaufen.
Dies ist auch die Erklärung, wieso viele der kleinen Röstereien zwar biologisch angebaute Produkte verarbeiten, diese aber nicht entsprechend kennzeichnen dürfen.
Aber eines nach dem anderen.

Wer biologische Produkte erzeugen und verkaufen will, muss präzise Vorgaben einhalten.

Die EU-Bio-Verordnung regelt europaweit einheitliche Standards, deren Einhaltung von staatlich autorisierten Biokontrollstellen mindestens einmal pro Jahr überprüft wird.
Um ein Bio Zertifikat zu erhalten, muss ein Betrieb einen Vertrag mit einer zertifizierten Kontrollstelle im Land abschließen. Der Vorgang sieht üblicherweise folgendermaßen aus:

Unterzeichnung des Bio-Kontrollvertrages -> Erstkontrolle -> Bei Mängeln: Frist zur Behebung + Behebung -> Ausstellung des Zertifikats.

Anschließend wird einmal pro Jahr die Einhaltung der Vorgaben kontrolliert. Dieser Kontrollprozess ist sehr aufwendig und beinhaltet unter anderen folgenden Punkte:

  • Erhebungsformulare
  • Grundrissplan aller für die Verarbeitung, Verpackung und die Lagerung genutzten Einrichtungen
  • Organigramm
  • ggf. Aufstellung der Filialen und Lohnverarbeiter
  • Produktliste der im Unternehmen hergestellten oder gehandelten Erzeugnisse
  • Rezepturen für die im Unternehmen hergestellten Bio-Produkte
  • Warenflussdiagramm (Ablaufschema des Warenflusses)

Was wird überprüft

Die Bio-Kontrollen sind Verfahrens- bzw. Prozesskontrollen, d.h. dass der Kontrolleur die Prozesse der Produktherstellung und die Warenströme kontrolliert. Hierfür prüft der Kontrolleur alle relevanten Unterlagen, wie z.B.: Rezepturen, Lieferanten- und Kundenlisten, Verarbeitungsprotokolle, Belege für die Wareneingänge und Warenausgänge, Bio-Bescheinigungen der jeweiligen Zutaten, Bestandslisten und Etiketten.

Bei der Kontrolle vor Ort – also bei der Betriebsbegehung – wird unter anderem das Lager kontrolliert, um festzustellen, ob die Bio-Produkte getrennt von allen übrigen Produkten gelagert werden und somit eine Vermischung ausgeschlossen ist.

Außerdem wird überprüft, ob eine zeitlich oder räumlich abgetrennte Produktion der Bio-Lebensmittel erfolgt. Die ordnungsgemäße Kennzeichnung der Rohstoffe, der Zwischen- und der Endprodukte wird in Augenschein genommen.

Es wird überprüft, ob nur zulässige Zutaten und Zusatzstoffe verwendet werden und ob die Menge der eingesetzten Bio-Rohstoffe abzüglich der Verarbeitungsverluste, mit der Menge der Endprodukte übereinstimmt.

Somit wird sichergestellt, dass EU-weit die gleichen Standards und Richtlinien für alle Unternehmen gelten, und der Konsument sich darauf verlassen kann, dass EU BIO wirklich EU BIO ist.

Die Bio Logos

Hat ein Unternehmen den Zertifizierungsprozess erfolgreich abgeschlossen, ist es berechtigt, das EU-Bio Logo für seine Produkte zu verwenden.

    Im gleichen Sichtfeld wie das Logo sind folgende Angaben zu machen:

  • Code-Nummer der Bio-Kontrollstelle
  • Unmittelbar unter der Code- Nummer:

  • Angabe zum Ort der Erzeugung der landwirtschaftlichen Rohstoffe (allgemein: EU-Landwirtschaft, Österreich-Landwirtschaft)

Somit ist für den Endverbraucher nachvollziehbar, wer die Kontrollstellen sind und welche Lebensmittel betroffen sind.

Das EU Bio Logo kann noch mit dem Logo der kontrollierenden Stelle kombiniert werden:

EU Bio Logo Erklärung

Weitere Logos die den gleichen Vorgaben entsprechen sind z.B.:

EU Bio Siegel Deutschland

Dieses Siegel wird dann gemeinsam mit dem EU Bio Logo auf den verschiedenen Produkten verwendet.

BIO ohne Logo / Zertifikat?

Es ist unschwer zu erkennen, dass der Prozess zur BIO Zertifizierung kein einfacher ist. Gerade kleine Kaffeespezialitätenröstereien können diesen Prozess oft nicht durchlaufen, obwohl die Voraussetzungen eines biologischen Kaffees erfüllt wären.

Daher legen solche kleineren Röstereien sehr viel Wert darauf, die Herkunft und Verarbeitung Ihrer Kaffees zu beschreiben und so das Vertrauen der Kaffeegenießer zu gewinnen.

Ein Beispiel für eine solche Kaffeespezialität die kein BIO Siegel trägt, auf deren biologische Wurzeln wir aber uneingeschränkt Vertrauen, ist z.B.:Kaffeefabrik.
In unserem Beitrag über die Kaffeefabrik können sie nachlesen, wie dieser Kaffee angebaut und verarbeitet wird.

Bei solchen Kaffeespezialitäten muss jeder für sich entscheiden, ob das Vertrauen in den Kaffeeröster bzw. Händler groß genug ist um den persönlichen Anspruch eines "Bio" Produkts zu erfüllen.

BIO und Fair Trade ist nicht das gleiche!

Oft wird BIO mit Fair Trade gleichgesetzt oder verwechselt.

Achtung: Bio Kaffee wird nicht immer Fair gehandelt und fair gehandelter Kaffee ist nicht immer Bio!

Kompliziert?

Nicht wirklich: "Bio" steht für den ökologischen Anbau, während "Fair Trade" für faire wirtschaftliche Rahmenbedingung der Erzeuger sorgt.

Schmeckt BIO Kaffee besser?

Kaffee setzt sich aus über 800 Aromen zusammen.
Die Röstung, Verarbeitung, Lagerung, Transport und nicht zuletzt die Zubereitung beeinflussen das Geschmacksergebnis.

Daher wollen wir uns zu der Frage gar kein Urteil anmaßen.

7 Dinge die Kaffeegenießer über BIO wissen sollten

    Zum Abschluss noch die, unserer Meinung nach, wichtigsten Fakten zum Thema "Bio" für Kaffeegenießer:

  1. Bio steht für den gesamten Kreislauf des Genussmittels (vom Anbau bis zur Tasse)
  2. Das EU BIO Logo stellt sicher, dass dort wo BIO draufsteht auch BIO drin ist
  3. Es existieren weitere Zertifizierungen, welche strengere Auflagen als die von der EU vorgegeben erfüllen
  4. Auch Rohstoffe aus nicht EU-Ländern die importiert und lokal weiterverarbeitet werden, müssen diese Kriterien erfüllen (z.B.: Rohkaffee aus Brasilien…)
  5. Der Zertifizierungsprozess ist sehr aufwendig und wird jährlich überprüft
  6. Nicht jede Spezialitätenrösterei kann diesen Aufwand tragen - hier muss der Kaffeegenießer für sich entscheiden, ob die persönlichen BIO Anforderungen erfüllt sind.
  7. BIO ist NICHT Fair Trade - Fair Trade ist NICHT BIO

Für alle die es noch genauer wissen wollen

Hier haben wir eine Linksammlung mit noch detaillierten Informationen rund um das Thema "BIO" zusammengestellt:

Ihr Beans Team!



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